Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen in Darmstadt, bewohne ein kleines 15qm-Zimmer in einer WG nahe der Uni und finde hier schnell tolle Freunde. Wir sind oft auf Achse. Ich lerne meine neue Freundin kennen. Diese Seite meines Lebens gefällt mir und lenkt mich davon ab, zu merken, dass etwas Entscheidendes fehlt.

Den Großteil meiner Zeit verbringe ich mit meinem zeitkonsumierenden Studium. Währenddessen wird der Gedanke immer lauter, dass das nicht wirklich meins ist. Weder die technischen Fächer noch das wissenschaftliche Arbeiten machen mir Freude. Ich sitze an meinem Glas-Schreibtisch in meinem kleinen Zimmer und spüre beim Lernen für die nächste Prüfung die fehlende Motivation. Das Lernen wird zum Kampf! Ich starre auf die Wörter, die vor meinen Augen verschwimmen und alles was ich denken kann ist: „Ich will das nicht mehr!“

Als mir bewusst wird, was in mir vorgeht, bin ich erschrocken von mir selbst. Ich fühle mich zerrissen. Mir ist klar, dass ich den falschen Weg eingeschlagen habe, aber ich habe Angst, mein Umfeld zu enttäuschen und als Versager zu gelten. Wie sieht das denn aus, das Studium abzubrechen? Ich will nicht, dass Leute denken, dass ich mich nicht durchbeißen kann. Ich habe Angst davor, meine Eltern, die mich viel unterstützten, zu enttäuschen. Sie sind doch so stolz auf mich. Also studiere ich weiter und besänftige meine innere Stimme mit der Aussicht, dass ich nach dem Bachelor etwas verändern werde.

Bis ich den Bachelor in der Tasche habe, verbrauche ich viel von Energie und Nerven. Es ist, als würde ich durch Schlamm wandern. Bei jedem Schritt muss ich meine Kraft bündeln. 

DIE EINZIGE MOTIVATION, DIE ICH HABE, IST EIN VERSPRECHEN, DAS ICH MIR SELBST GEBE: „WENN DAS STUDIUM BEENDET IST, MACHE ICH ETWAS, DAS MIR FREUDE BEREITET!“

So verschiebe ich mein Glück in die Zukunft und halte weiter durch.

Anfang 2012 halte ich endlich mein Zeugnis in den Händen und erkenne: Je größer der Spaß an einem Fach, desto besser auch die Noten. Erfolg kommt also mit der Freude. Mein Gefühl hatte nun den Beweis schwarz auf weiß, dass ich etwas ändern muss, um nicht nur glücklich und erfüllt zu sein, sondern auch den gewünschten Erfolg in meinem Leben zu ziehen.  Nie wieder würde ich mich gegen meine Freude entscheiden. Trotzdem komme ich noch oft an den Punkt in meinem Leben, wo sich mir die Frage stellt: „Was will ich wirklich?“

Durch Meditation, unzählige Bücher und der Hilfe verschiedener Mentoren, schaffe ich es immer mehr, auf meine innere Stimme zu hören. Ich entscheide mich für einen Master-Studiengang, der mich wirklich interessiert und schließe den, ohne mich zu quälen, mit „sehr gut“ ab.

Ich entscheide mich gegen meinen ursprünglichen Plan, als Unternehmensberater zu arbeiten und  gründe am Ende meines Studiums mein erstes eigenes Unternehmen.

Im Laufe der Jahre merke ich immer wieder, dass es einer Menge Menschen genauso wie mir damals geht und beschließe mein Wissen und meine Erfahrungen mit so vielen Menschen wie möglich zu teilen. Damit auch sie in ihre Kraft kommen und ein erfülltes Leben führen.